Lesezirkel im Juni

Werte Leserinnen und Leser,

in Hannah Arendt’s Werk „Macht und Gewalt“ sind wir auf Frantz Fanon, den Vordenker der Entkolonialisierung, gestoßen. Nun ist es an der Zeit sein Werk besonders in Hinblick der aktuellen Geschehnisse auch im Lesezirkel zu besprechen und zu hinterfragen, wie Befreiungskämpfe heute und früher verstanden werden. In seinem antikolonialistischen Manifest “Die Verdammten dieser Erde” beschreibt er die dehumanisierende Wirkung des Kolonialismus auf kolonisierte Völker. Für ihn spielt Gewalt eine große Rolle im Prozess der Befreiung. Fanon argumentiert, dass die Unterdrückten die Notwendigkeit der Gewalt erkennen müssen, um die bestehenden Machtverhältnisse zu durchbrechen und ihre Freiheit zu erlangen. Er sieht Gewalt als Mittel zur Umkehrung der Machtverhältnisse.

Im Gegensatz dazu betrachtet Arendt Gewalt als zerstörerisch und entmenschlichend. Sie warnt vor der Verwechslung von Macht und Gewalt und argumentiert, dass Gewalt die Abwesenheit von Macht darstellt. Gewalt zerstört das politische Miteinander und führt zur Herrschaft, nicht zur politischen Macht. Auch Platon beschrieb in seinem Werk Gorgias, dass der scheinbar Mächtige eigentlich ohnmächtig ist, wenn er Unrecht tut, um seine Macht zu festigen. Fanon betrachtet hingegen Macht nicht nur als politisches Instrument, sondern auch als Mittel zur Definition von Identität und Emanzipation. Stehen nun Arendt’s und Platons Ansichten in Kontrast zu Frantz Fanons? Welche Auswege aus der Ohmacht wir heute finden und ob Gewalt als Befreiungsinstrument wirklich funktioniert wird zentraler Punkt unserer Diskussion sein.

Zur Besprechung des Buches treffen wir uns am Donnerstag, den 13.06.2024 um 19 Uhr in der Kuppel der Centrum Moschee.
(Böckmannstraße 40, 20099 Hamburg)

Wir bitten eindringlich das Buch vorher gelesen zu haben, um am Lesezirkel teilzunehmen, um die abendliche Sitzung sinnvoll für eine textgebundene, fragenorientierte Diskussion zu nutzen.