Was bedeutet es, den „Orient“ zu kennen und wer bestimmt, wie er dargestellt wird? In seinem einflussreichem Werk Orientalism (1978) deckt Edward W. Said auf, wie insbesondere Europa und die USA über Jahrhunderte hinweg ein verzerrtes, stereotypisiertes Bild des Ostens erschaffen hat. Ob in Literatur, Kunst oder Wissenschaft, der „Orient“ wurde nicht beschrieben, sondern konstruiert: als geheimnisvoll, rückständig und exotisch, stets im Gegensatz zum angeblich überlegenen Westen.
Said zeigt eindrucksvoll, wie diese kulturelle Konstruktion eng mit kolonialer Macht verknüpft ist. Er argumentiert, dass Orientalismus nicht nur eine akademische Disziplin ist, sondern ein machtvolles ideologisches Instrument, das zur Rechtfertigung kolonialer und imperialistischer Politik diente. Das Buch ist eine brillante Analyse westlicher Denk- und Darstellungsmuster (Eurozentrismus) und zugleich ein leidenschaftlicher Appell für eine kritischere, gerechtere Sicht auf andere Kulturen, denn jene wurde das Recht verwehrt, sich selbst zu definieren.
In der Vergangenheit haben wir uns im NmA Lesezirkel bereits mit Hauptwerken von Frantz Fanon („Die Verdammten dieser Erde„) und Michel Foucault („Überwachen und Strafen„) beschäftigt. Auch dieses Buch ist ein Hauptwerk und gilt als Grundstein der postkolonialen Theorie. Sie ist provokativ, aufrüttelnd und heute so relevant wie eh und je.
Im Zentrum stehen für uns folgende Fragen:
Wie ist das westliche Bild vom „Orient“ entstanden?
Welche Funktion erfüllt dieses Bild des Orients?
Warum ist die Repräsentation des Orients problematisch?
Wie wirken diese orientalistischen Bilder bis in die Gegenwart?
Zur Besprechung des Buches treffen wir uns am Donnerstag 05. Juni um 19 Uhr in der Kuppel der Centrum-Moschee.
(Böckmannstr. 40, 20099 Hamburg)